Keeping up with ... Marvelfilme
Es war ein Fehler, sich auf "Deadpool & Wolverine" zu freuen.
Manchmal bin ich ein bisschen dumm. Ich weiß eigentlich, dass es absolut gar keinen Sinn macht, sich auf irgendetwas zu freuen, was einen zuletzt so oft enttäuscht hat. Ja, ich rede mit dir, Marvel Cinematic Universe. Und jetzt hast du es auch noch geschafft, dass mir Deadpool auf den Sack geht.
Wer sich jetzt fragt “Was ist das Marvel Cinematic Universe” … Ich habe zwei Sätze für euch. Zum einen: Herzlichen Glückwunsch, wo kann man sich aufhalten, damit man nicht Teil eines ebenso quatschigen wie ermüdenden Filmdiskurses wird? Zum anderen: Das MCU ist das Filmuniversum, in dem alle Disney-Marvel-Filme und —Serien spielen, egal ob Avengers oder Moon Knight (🫀) oder She-Hulk (🫀🫀🫀). Der Vorteil für Disney ist, dass sie damit alles in einen großen semi-cineastischen Topf zusammenmatschen können und man eigentlich alles gesehen haben muss, um irgendwas zu verstehen. Der Nachteil für uns als Publikum ist, dass man eigentlich alles gesehen haben muss, um irgendwas zu verstehen.
Und dann haben sie auch noch ein Multiversum eingeführt, was bedeutet, dass sie alle Figuren jederzeit wieder aus einer anderen Timeline zurückholen können und absolut gar nichts mehr irgendeine Konsequenz hat. So viel zum MCU.
Deadpool hingegen ist ein Character, der aus sehr langweiligen Rechtegründen, die ich hier nicht ausführen werde, bis zu diesem Jahr nicht Teil des SCT (semi-cineastischen Topfes, wir Superhelden-Fans lieben Abkürzungen!) war. Stattdessen war er witzig, brutal und überraschend. Tatsächlich ist “Deadpool 2” einer meiner Lieblingsfilme, denn ich finde absolut nichts besser, als im Kino erst sehr laut zu lachen, um wenig später geräuschlos zu weinen. (Wegen dieser Szene habe ich so lange die Akkustik-Version von “Take On Me” gehört, bis “The Last of Us: Part II” kam. Dann habe ich den Song deswegen gehört.)
“Deadpool & Wolverine”, dachte ich, würde mir das Beste von Deadpool mit jeder Menge Jokes über diese furchtbare Multiverse-Sache liefern und dann noch einen schwer alkoholkranken Hugh “Wolverine” Jackman in the mix werfen. Vergangenen Freitag musste ich feststellen: D’n’W (SO viele tolle Abkürzungen!) gibt mir das nervigste von Deadpool (übererklärte Situationen, keine Sekunde Schweigen, eine Obsession mit Peniswitzen gegen die “Harte Jungs” wie irgendwas von Rainer Werner Fassbinder wirkt) MIT jeder Menge furchtbarer Multiverse-Sachen aber auf ernst, einer Story, die vorne und hinten keinen Sinn ergibt und zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Spannung aufbaut, und … na gut, Hugh Jackman ist ganz zauberhaft in diesem Film.
Moment, fragt ihr euch jetzt. Wolverine, ist der nicht am Ende von “Logan” gestorben und wir haben alle geweint? Ganz genau und hier schließt sich der Kreis zum oben benannten Multiverse-Problem: Wenn Wolverine in einem Universum gestorben ist, holt man ihn eben aus einem anderen Universum zurück, wenn man glaubt, damit wieder mehr Leute ins Kino zu locken. Niemand ist jemals wirklich tot, nichts hat Konsequenzen, nothing fucking matters.
Ich kann D’n’W im Kino sehen und lachen und ich hasse nicht jede einzelne Minute, aber es fühlt sich nicht an wie ein Film, es ist eine Aneinanderreihung unterschiedlicher Szenen und wenn ich und die 57 Personen, die das Drehbuch geschrieben haben, Glück haben, sind mehr gute Szenen dabei als schlechte. Ich habe keine Angst um diese Figuren. Alles ist reversibel. Das Gegenteil von Spannung.
Weil es Marvel ganz offensichtlich nicht gereicht hat, dass ich
so viel mehr von D’n’W erwartet hatte und dramatisch enttäuscht wurde
mir nicht sicher bin, ob ich jemals wieder einen Film mit Deadpool ertragen kann
und
der Busfahrer auf dem Weg nach Hause die Türen geschlossen hat, WÄHREND ich einsteigen wollte, ich also EINGEKLEMMT WURDE IN EINEM SCHEISS BUS, WÄHREND ICH INNERLICH MEINEN DEADPOOL-HEARTBREAK ZU VERARBEITEN SUCHTE,
hat Marvel bei der Comic-Con noch eine welterschütternde Sache verkündet: Robert Downey Jr., der als Tony “Iron Man” Stark quasi eigenhändig dafür gesorgt hat, dass Ende der 2000er überhaupt wieder irgendjemand Bock auf Superheldenfilme hatte, wird der Superbösewicht der kommenden Avengers-Filme. Und allem Anschein nach nicht irgendeiner, sondern eine Multiverse-Variante von Tony Stark, die zu Doctor Doom wird.
Ja, ganz recht: RDJ (whoohoooooo, Abkürzungen!!!!), dessen Iron Man sich in “Avengers: Endgame” so unendlich traurig geopfert hat und angemessen verabschiedet wurde, kommt zurück, nur eben anders. Umsonst geweint. Nothing fucking matters. Wer wissen möchte, warum das alles ganz generell eine furchtbare Idee ist, selbst wenn RDJ keine Multiverse-Variante von TS spielt, die zu Doppel-D wird, dem empfehle ich diesen Twitter-Thread.
Ich möchte das nicht. Ich möchte stattdessen irgendeinen Dritte-Reihe-Trottelcharakter, der im Zauber-Stadthaus von Doctor Strange über ein Kabel stolpert und aus Versehen den Stecker zum Multiverse zieht. Oder eine zweite Staffel von She-Hulk, der einzigen MCU-Serie, die mich wirklich glücklich gemacht hat. Und jetzt lasst mich, ich muss nun die neuen Folgen von Are You The One – Reality Stars in Love (AYTORSIL) gucken.
Community-Aufgabe (das hier ist ein wiederkehrendes Newsletter-Element)
Welcher ist euer Lieblingsmoment aus einem Marvel-Film oder einer Marvel-Serie und wenn ihr einen aus einer Serie nehmt, warum ist es nicht der Walk of Shame von Daredevil in She-Hulk? Schreibt es mir in die Kommentare.
Ist das hier ein She-Hulk-Fan Safespace? 🥺 Fand die Serie auch absolut fantastisch. Die absolut hässlichen Reviews und Folgebesprechungen von manchen Youtubern waren eine echte Enttäuschung... Die Walk of Shame Szene war toll! Ship die beiden auch :3
Hab jetzt ne Weile nachgedacht, und es ist echt bemerkenswert wie wenig von all diesen Marvelproduktionen eigentlich hängen bleibt... Aber ich liebte den Fanservice des letzten Spidermanfilms 🙈 Es war schön Tobey Maguire wieder als Spiderman zu sehen, da ich mit den Filmen aufgewachsen bin. Hatte mich null spoilern lassen und war dann so happy, als er durch das Portal kam.
Ich habe gerade neulich mit einem Freund, mit dem ich mich einst aufmachte, alle Marvel-Filme in chronologischer Reihenfolge zu sehen, über das Thema unterhalten. Wir kamen beide zu dem Schluss: nach Endgame war die Luft raus. Es gab auch vorher schon Gurken (Thor Dark Kingdom, ich vergesse nicht nur den Titel ständig, sondern auch, was passiert - und ich hab den bestimmt drei mal gesehen), aber irgendwie lief alles in eine Richtung. Endgame war der Anfang vom Ende. Danach hat nur noch Loki mich interessiert - und die Guardians, die ich nie als Teil des MCU wahrgenommen habe. Gleiches galt übrigens für Deadpool. Meine Enttäuschung, als ich deinen Post las, war also unermesslich 🥲 Zumal ich die X-Men gar nicht kannte und das jetzt AUCH NOCH nachholen muss. Als wären die zwanzig Filme aus Phase 4 und 5 nicht schon genug.