Was ich lese/höre/sehe/spiele #Juni2025
Von Cowboys, Mormoninnen und wie man mit Hass Geld verdient.
Liebe Freund:innen dieses Newsletters,
die Sonne scheint, Deutschland tut zumindest für einen Moment so, als wäre Sommer und ich hoffe wirklich, dass mich das Wetter an dem Tag, an dem ihr das hier lest, nicht Lügen straft, denn ich schreibe diesen Newsletter ausnahmsweise nicht einen, sondern gleich mehrere Tage vorher.
Doch egal, wie gut das Wetter ist, irgendwann landet man wieder auf der Couch oder im Kinosaal und genau für diese Momente habe ich … lasst mich kurz nachzählen … 14 Empfehlungen. Mal mehr, mal weniger frisch. Mal mehr, mal weniger gut. Aber alle von mir geprüft und als erwähnenswert empfunden. Los geht’s.
Was ich sehe
Ich habe mir nach langer Pause wieder Disney+ geholt, um die aktuellste und wieder absolut zauberhafte Staffel von Abbott Elementary zu gucken – und weil ich die etwas haltlose Hoffnung habe, dass sich Disney nach vielen anderen FX-Serien auch die Streaming-Rechte für It’s Always Sunny in Philadelphia sichert. Das kann man seit geraumer Zeit nirgendwo mehr in Deutschland im Abo streamen und die 17. Staffel startet am 9. Juli in den USA. ICH FLEHE EUCH AN, DISNEY! Ich habe nicht mehr die innere Kraft für rechtlich nicht ganz so graustufige Online-Streams.
Außerdem verschlungen habe ich die zweite Staffel der Mormonen-Reality-Show The Secret Lifes of Mormon Wives, die im Endeffekt nichts anderes ist als das komplette Real Housewives of XY-Franchise, nur eben von einer anderen Produktionsfirma. Das Besondere hier ist, dass alle exakt gleich aussehen, ständig behaupten, keinen Alkohol zu trinken und es keine einzige Sympathieträgerin gibt. Spannend ist, dass mehrfach – und vor allem von den Ehemännern – in Frage gestellt wird, wie Intrigen, Slutshaming und Gaslighting mit christlicher Nächstenliebe und dem angeblichen Einsatz für weibliche Solidarität und Emanzipation zusammenpassen. Vielleicht bekommen wir die Antwort in Staffel 3.
Und zuletzt habe ich mit High Potential angefangen, auch bei Disney+, in der Kaitlyn Olsen (Dee bei It’s Always Sunny in Philadelphia) eine hochbegabte Putzhilfe spielt, die die Polizei bei Mordfällen unterstützt. Bisher OK, kann man ganz gut gucken, während man irgendwas Free-to-Play-mäßiges am Handy spielt.
Richtig, richtig gut und wahrscheinlich eine Art Geheimtipp, ist Toxic. Der Film zeigt Teenager-Mädchen zwischen runtergerockter Industrie-Tristesse und der Frage, wie eine Zukunft unter diesen Voraussetzungen überhaupt aussehen kann. Toller Soundtrack, nachhallende Bilder und am Schluss ist man sehr traurig. Hat mich immer wieder an eine Mischung aus Dreizehn (iconic) und Lilja 4-ever (traumatisch) erinnert, nur dass Letzterer nicht einmal den Hauch eines Happy-Ends hatte.
Direkt im Anschluss habe ich im Kino übrigens Der phönizische Meisterstreich gesehen und muss mich bei aller Wes-Anderson-Affinität wirklich fragen: Reicht es jetzt mal mit Ästhetik-over-Everything oder wird uns der Regisseur nie wieder einen Film schenken, in dem zumindest der Ansatz einer menschlichen Emotion steckt? Der einzige Aspekt, der in diesem Film Spaß macht, ist Michael Cera und auch der trägt keine fast zwei Stunden aus Szenen, die wirken, als existierten sie nur, damit sich Filmstudierende Bilder daraus als Poster auf die WG-Toilette hängen können.
Egal. Ich freue mich un-glaub-lich auf 28 Years Later. Nicht, weil Zombies so wahnsinnig spannend sind, sondern weil ich Danny Boyle liebe und der erste Trailer zum Film der beste Filmtrailer ist, den ich seit langer Zeit gesehen habe. Läuft ab dem 19. Juni im Kino.
Was ich lese
Jeden Monat halte ich mir mit dieser Kategorie erneut den Spiegel vor und schreie mir ins feiste Gesicht: Du liest zu wenig! Also, zu wenig Richtiges. Bücher und so. Denn tatsächlich lese ich ansonsten sehr viel, nur eben nicht das, was sich in meinem Regal stapelt. Aber nächsten Monat ist Urlaub und ich nehme mir ganz fest vor, zumindest ein Buch mitzunehmen und zwar The Patriarchs: How Men Came to Rule von Angela Saini. Habe ich vor fast einem Jahr in Dublin gekauft. Soll gut sein. Und in Anbetracht der aktuellen Situation der Welt wahrscheinlich auch eine recht wichtige historische Lektüre. Mal gucken.
Was ich wahnsinnig interessant und wütend und traurig machend zugleich finde, ist dieser Artikel der New York Times. Journalist Stuart A. Thompson hat mit Dominick McGee gesprochen, der als Vollzeit-Troll arbeitet und mit Verschwörungstheorien und rechtem bis rechtsradikalem Ragebait auf X Geld verdient. Man lernt hier sehr viel darüber, wie diese spezifische Creator Economy funktioniert, wie und warum der Content entsteht, über den sich dann tagelang alle aufregen, und weshalb man eben nicht über jedes Stöckchen springen sollte, was einem Online-Trolle zwischen die Beine werfen.
Außerdem habe ich für den SPIEGEL mit The Last of Us-Schöpfer Neil Druckmann gesprochen. Das könnt ihr seit ungefähr zwei Wochen lesen und zwar hier. (Paywall)
Was ich höre
Was ich spiele
Wenn ich keine Lust habe, Geld für neue Spiele auszugeben und mich ganz generell auch nichts so richtig reizt, spiele ich gerne Sachen, von denen ich schon weiß, dass sie mir irgendetwas geben. In diesem Fall: Das Gefühl, einen sehr traumatischen Reiturlaub zu durchleben. Denn ganz aktuell plane ich, Red Dead Redemption 2 nochmal zu spielen. Es gibt für mich keine schönere Open World. Das einzige, was manchmal nervt, ist, wie Rockstar Games möchte, dass ich dieses Spiel spiele. Aber was tue ich nicht alles für Arthur Morgan und seine Pferde. (R.I.P. Griselda und Guerra, meine erster-Durchgang-Mausis, ich werde euch nie vergessen!)
Gleichzeitig bin ich nun wieder im Besitz eines Xbox Game Pass Ultimate und werde definitiv in The Alters, Clair Obscur: Expedition 33 und .. oh no, sie haben auch Baldur’s Gate 1 & 2?! Vielleicht wird das doch nichts mit Sonnenbräune dieses Jahr. Die Vorhänge bleiben zu!
Community-Aufgabe (das hier ist ein wiederkehrendes Newsletter-Element)
Was seht/lest/hört/spielt ihr im Moment und in der näheren Zukunft? Schreibt es mir in die Kommentare!
🫀 Lisa
Lese: “Auē” von Becky Manawatu (Neuseeland), Sehe: gemeinsam mit meinem Mann “LOL”, um die Stimmung zu heben :), war bisher nie interessiert, aber jetzt neu entdeckt und hittet einen Spot jetzt übermüdet einfach mal zu lachen