Hi Friendos,
heute keine große Einleitung mit launigen Bemerkungen zu nichtigem Scheiß. Wir starten direkt rein mit insgesamt … 14 Empfehlungen, von denen zwei als Warnung aufgefasst werden könnten. Was, wer, warum und wie? Dafür bitte weiterlesen und gerne ein Abo da lassen, ein Like, einen Bausparvertrag oder einfach nur Liebe. Wir leben in harten Zeiten und ich nehme alles. Hashtag Weltwirtschaftskrise Fragezeichen?
Was ich spiele
Disco Elysium, ein sehr politisches und absurd witziges Rollenspiel für Menschen, die gerne lesen. Worum geht es? Ihr seid ein alkoholkranker Polizist, der nach einem besonders intensiven Saufgelage aufwacht und keinerlei Erinnerung hat, wer er ist (ein Polizist) und warum er sich in einem heruntergekommenen Hotel befindet (um einen Mord aufzuklären). Zu Beginn entscheidet ihr selbst, wo die Stärken und Schwächen eures Charakters liegen und werft euch dann eher schlecht als recht den Herausforderungen entgegen, die sich euch stellen. Besagten Mord aufklären, Diskussionen gegen Kinder verlieren, nicht zusammengeschlagen werden. So was halt.
Screenshot aus Disco Elysium
Nachdem ich das letzte Mal beim Versuch, eine Krawatte von einem Ventilator zu entfernen nach eineinhalb Minuten Spielzeit gestorben bin, hat sich mein Ego mittlerweile genug erholt, um es mit einem neuen Anlauf zu versuchen. Wenngleich ich auch in permanenter Angst lebe, bei irgendetwas extrem Trivialem meinen Spielstand in den Sand zu setzen. Erschwerend kommt dazu, dass ich einen Xbox-Controller mit meinem Rechner verbunden habe, der eine Special Edition zum Weltfrauentag vor fünfhundert Jahren war, wo ich mal Teil einer Xbox-Gleichstellungskampagne war.
Wunderschöner Controller, wirklich. Nur da, wo bei allem anderen die B-Taste ist, ist hier ein Button, der empowering Sprüche von globalen Feministinnen abspielt. Also, jedes Mal, wenn ich zum Beispiel ein Menü schließe. Das entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik, zum Beispiel dann, wenn mein eher vergeistigter und körperlich komplett unfähiger Polizistencharakter mit einem sehr muskulösen Rassisten diskutiert und aus dem Off engagiert die Aussage kommt, dass wir als Frauen wirklich ALLES schaffen können. Aber es nervt auch ein bisschen. Und steht im starken Kontrast dazu, dass ich das Gefühl habe, in diesem Spiel überhaupt nicht voranzukommen. Nun ja. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Was ich höre
(In diesem Newsletter sind wir Team Selena.)
Was ich lese
Sehr viel Nachrichten und geopolitische Einordnungen, tatsächlich. Aber nicht nur. Hier ein paar Empfehlungen:
The New Yorker: “The Shameless Redemption Tour of Jonathan Majors”
Über einen Film und dessen Umgang mit Aggressivität, vor allem aber über einen Schauspieler, der nach Vorwürfen wegen häuslicher Gewalt plötzlich wieder auf den Titelseiten der wichtigsten Branchenmagazine ist.
“The writer interviews Majors’s past girlfriends, but their testimonies are drowned out by the glamour of his supporters, who include Matthew McConaughey, Michael B. Jordan, and Whoopi Goldberg. ‘You don’t get to say sorry these days,’ Goldberg lamented in reference to Majors’s plight. When did Majors apologize?”
Current Affairs: “The Right Doesn’t Actually Care About Antisemitism”
An dieser Stelle ganz generelle Empfehlung für Current Affairs, die immer wieder sehr lange und sehr kluge Texte zum Stand der Welt haben.
“The Right is content to use Jews as pawns when doing so can help them accrue more power to crack down on the civil rights of their enemies. The abduction of Mahmoud Khalil is an important test case for what they can get away with. If the Trump administration gets its way, he could be branded as ‘antisemitic’ because of his speech criticizing Israel, which would allow for Jewish Americans to not only be used as a fig-leaf justification for a crackdown on civil liberties, but also to take the blame when people start to resent it.” (Gilt übrigens nicht nur für die USA.)
Indiewire: “What Makes Studio Ghibli Special Can Never Be Replicated by AI”
Warum kein KI-Ghibli-”Trend” den Wert von menschlicher Kreativität ersetzen kann. Und auf eine Art auch ein Argument dafür, in regelmäßigen Abständen einen Liebesbrief an Filme wie Prinzessin Mononoke zu schreiben.
“‘Princess Mononoke’ is a film that, with its sheer beauty and its sincere appreciation for the magic of the world around us, inspires viewers to prove that the human race can be worthy of that forgiveness. AI-generated, planet-destroying ‘Ghibli art?’ That’s more liable to make you feel like humanity has gone beyond salvation.”
Außerdem habe ich einen Abend mit Bier und Blitzer verbracht, der deutschesten Internetsensation seit langem. Es geht um Alkohol, es geht um Männer und es geht um die Straßenverkehrsordnung. Meinen Text für den SPIEGEL findet ihr hier.
“Der Blitzer-Dienst ist ein einsamer Job, sagt der Polizist – und ein gefährlicher. Viele der Geblitzten wenden und kommen direkt zurück. Diskutieren. Werden aggressiv. Er hat eine Schusswaffe dabei. Wenn er jederzeit die Straßenseite wechseln und beim Streamingteam untertauchen kann, fühlt er sich sicherer als allein in seinem Auto. Weil er im Dienst ist, kann er kein Bier trinken. Einer der Anwesenden reicht ihm ein Trinkpäckchen mit Saft.”
Was ich sehe
Natürlich habe ich das Finale der dritten White Lotus-Staffel gesehen (meh.) und hole aktuell andere wertige Serien wie The Righteous Gemstones nach, was mir bisher sehr gut gefällt. Beides gibt’s bei Sky/Wow. Ansonsten freue ich mich auf die letzte Staffel You, die am 24.04. bei Netflix startet, denn ich bin eine Masochistin.
Zu The Last of Us (ab 14.04. bei Sky/Wow) habe ich sehr komplizierte Gefühle. Auch, weil ich zum Spiel, auf das die zweite Staffel basiert, eine Art … ich kann es nicht beschreiben. Es war kein Nervenzusammenbruch, natürlich nicht, aber ich weiß nicht, wann es mir das letzte Mal mit einem Stück Popkultur so schlecht ging. Vielleicht, als ich als Teenager Requiem for A Dream gesehen habe. Werde ich es gucken? Bestimmt. Aber ich werde KEINEN SPASS dabei haben.
Ansonsten gucke ich diese Woche noch The Assessment und I Like Movies im Kino und auf beides freue ich mich sehr.
Um ganz ehrlich mit euch zu sein, hänge ich momentan aber vor allem auf YouTube. Deswegen zwei Empfehlungen aus meiner Abo-Liste für euch.
Und, natürlich, die Königin meines Video-Essay-Herzens:
Community-Aufgabe (das hier ist ein wiederkehrendes Newsletter-Element)
Worauf freut ihr euch im April und was guckt, lest, hört, spielt ihr ganz akut? Antworten darauf und gerne auch Tipps für Disco Elysium bitte in die Kommentare!
🫀 Lisa
Als erstes möchte ich mich für deinen Text bedanken! Deine Mails in meiner Inbox helfen mir sehr, in der momentanen Lage nicht vollständig den Verstand zu verlieren.
Als nächstes möchte ich mich für diese doch etwas ausgeartete Antwort entschuldigen. Ich habe eventuell mehr geschrieben, als ich während meiner Schulzeit in einer durchschnittlichen Deutschklausur abgegeben hatte…
Ich hoffe du bleibst dran bei Disco Elysium!
Ich habe es zusammen mit meiner Schwester gespielt und wir hatten wirklich unglaublich viel spaß damit. Da wir beide allerdings auch des öfteren gestorben/gescheitert sind, haben wir ab und an mal illegaler weiser gesavescummend (Denglish for the win) und einfach vor jeder kritischen Entscheidung gespeichert. Hat uns der Outcome nicht gefallen oder sind wir gescheitert, haben wir einfach neu geladen und es noch einmal versucht.
Ist das die von den Entwickler*innen intendierte Art, Disco Elysium zu erleben? Bestimmt nicht.
Aber es hilft sehr, das Frustpotential zu senken und sich mehr auf die fantastischen, skurrilen und auch hassenswerten Charaktere zu konzentrieren.
Gegen Cuno hatten wir aber trotzdem keine Chance.
Ansonsten hatten wir sehr viel spaß mit der „Full Voiceover“-Version auf Englisch - in der fast alles von dem fantastischen Voice-Cast Vertont ist - und sind sehr gut mit Maus und Tastatur am Computer gefahren.
Bei den aktuellen Releases freue ich mich auf South of Midnight. Spielerisch sieht das zwar aus wie Standard-Kost, aber den Artstyle, die Geschichte und die Charaktere finde ich jetzt schon super.
Außerdem schaue ich gespannt auf Clair Obscur: Expedition 33. Ein französisches, rundenbasiertes RPG, in dem eine Malerin alle Menschen in einem bestimmten Alter umbringt. Das ganze ist so inszeniert, dass es meinen Computer auf jeden Fall in die Knie zwingen wird und ich habe hart lust.
Nachdem die zweite Staffel Severance (leider) fertig ist und ich mit Solo Leveling nach langer Zeit mal einen Anime geschaut habe, bin ich wieder Vollzeit auf YouTube unterwegs.
Hier bin ich gefangen in einem Limbus bestehend aus Architektur/Design-Content, Videos von öffentlichen-Nahverkehrs-Ultras, Let‘s-Plays, queeren Video-Esseys und britischen Panel-Shows.
Also alles, um meinem Hirn nicht nur den Hauch einer Chance zu geben, sich mit der aktuellen Weltlage zu beschäftigen.
Hier ein paar Empfehlungen:
Never to Small (Architektur)
Hier werden kleinere Wohnungen auf der ganzen Welt vorgestellt, oft mit Kommentar der Architekt*Innen oder Designer*innen. Es ist schön zu sehen, dass man auch ohne 3 Km Einbauschrank oder 200 m2 Wohnfläche auskommen kann. Und ich als (arbeitsloser) Architekt habe mir da schon einiges abgeschaut.
Elliot is a Guy (Design)
Grafik-Designer aus Australien, der einfach unglaublich witzig ist, ein Händchen für Inszenierung hat und darüber hinaus auch ganz nette grafische Arbeit macht.
Not just Bikes (Öffie-Content)
Hier geht es (nicht nur) um Fahrrad-Infrastruktur, sondern auch um die Probleme einer auf das Auto konzentrierten städtebaulichen Politik. Wie kaputt Städte sind, was gut läuft und was man besser machen kann.
TimeToDrei (Let‘s Play)
Der Let‘s Play-Channel von Hooked, einem Patreon-finanzierten Videospiel-Magazin (Sagt man dazu Magazin, wenn sie nur Video-Content machen?) aus Berlin. Sehr wholesome und lieb. Oftmals spielen sie obskure Spiele aus der Grabbelkiste, das momentan Projekt ist aber Die Sims: Legacy Edition und ich sag’s ehrlich, jedes mal wenn eine neue Folge erscheint, freue ich mich wie ein Schnitzel. Wie auch immer sich ein Schnitzel freuen mag…
Natürlich ist auch das Hooked-Magazin bzw der Podcast Hooked-Fm zu empfehlen, wenn man Videospieljournalismus mag, der sich auch kritisch mit der gesamten Branche auseinandersetzt.
Taskmaster (Panel Show)
Es gibt keinen Grund, nicht Taskmaster zu schauen. Fünf Comedians müssen skurrile Aufgaben lösen und werden vom Taskmaster bewertet. Der Clou ist, dass die Aufgaben oftmals unklar oder zweideutig gestellt werden, sodass es mehrere Möglichkeiten gibt, sie zu lösen. Bei kaum einer Show habe ich so sehr gelacht oder mitgefiebert.
So ziemlich alle Staffeln wurden offiziell auf YouTube veröffentlicht. Ich empfehle Staffel 4, da ich aber auch ein sehr großen Spot für Noel Fielding in meinem herzen habe.
Uff, ich denke, das reicht erstmal.
Galigrü und so!
Empfehlung: Ich habe Flow im Kino gesehen und war schockverliebt🥹