Hi Friendos,
die Sonne scheint, das Leben macht wieder ein bisschen Spaß und die Unterhaltungsindustrie hat beschlossen, gleich mehrere Filme ins Kino und Spiele auf die Konsole eurer Wahl zu bringen, die mich davon abhalten, einen ansatzweise gesunden Teint zu entwickeln. Stattdessen lebe ich hinter zugezogenen Vorhängen und inmitten fremder Menschen in dunklen Sälen. Aber gut für euch, denn ich habe viel zu empfehlen!
(Kleiner Einschub bevor wir so richtig reingehen: Dass ich momentan viel zu viele Stunden vor Leinwänden verbringen kann, hat auch damit zu tun, dass Freelancer-Life manchmal ist, dass Projekte sich verschieben und plötzlich sind da größere Lücken im Kalender. Wenn ihr also für ein deutschsprachiges Medium arbeitet und Interesse daran habt, dass ich ähnliche Themen wie im Newsletter auch für euch aufschreibe, let me know. Meine Kontaktadresse findet ihr hier.)
Was ich spiele
In den letzten Jahren war ich regelmäßig Teil der Gamescom-Award-Jury. Sprich: Ich habe mir sehr viele Trailer und Gameplay-Material von Spielen angeguckt, die bei der Gamescom anspielbar oder in anderer Form auf der Messe vertreten sind. (Anschließend gibt es dann eine Jury-Sitzung, wo man ausdiskutiert, welches Spiel in welcher Kategorie prämiert wird, wie das halt so ist bei Awards, aber darum soll es im Detail jetzt nicht gehen.)
In jedem Fall habe ich bei dieser Gelegenheit das erste Mal Ausschnitte aus Blue Prince gesehen – und war sofort verzaubert. Mittlerweile ist das Spiel draußen, die Presse liebt es und auch ich habe bisher rund 50 Stunden in das “Dark Souls of Thinking” investiert. Worum es geht, ist nicht ganz so einfach zu beschreiben.
Euer Großonkel stirbt und vermacht euch die Familienvilla unter einer Voraussetzung: Ihr müsst Raum 46 erreichen. Das Problem ist, dass der Raumplan (Blueprint) der Villa, den ihr jeden Tag aufs Neue aus Raumkarten zusammenpuzzlen müsst, nur Platz für 45 Räume hat. Um den versteckten Raum zu finden, müsst ihr also erst mehrere Rätsel lösen und herausfinden, welche Räume symbiotisch ineinandergreifen.
Jeder neue Tag startet bei Null und selbst wenn ihr Raum 46 gefunden habt, ist das Spiel noch lange nicht zu Ende. Ich will ehrlich sein: Wenn einem die klaren Ziele fehlen, wird das Spiel etwas dröge und dadurch, dass so viel im Spiel dem Zufall überlassen wird, auch mal frustrierend. ABER! Das Spielprinzip entwickelt einen unfassbaren Sog und wenn man bei einem Run alles ineinandergreift, fühlt man sich wie der klügste Mensch der Welt. Absolute Empfehlung für Blue Prince also, stellt euch nur darauf ein, regelmäßig für Hilfe auf dem Subreddit zum Spiel vorbeigucken zu müssen.
Meine neueste Obsession ist auch ein Indie-Spiel, allerdings komplett anders. In Promise Mascot Agency schlüpft ihr in die Rolle eines Yakuza-Schlägers, der in eine verfluchte Ortschaft im japanischen Hinterland abgestellt wird, um eine Agentur für Maskottchen rentabel zu machen.
Dafür müsst ihr neue, wundervoll absurd aussehende Maskottchen rekrutieren, Auftraggeber:innen ausfindig machen und die knappen Finanzen zwischen Aufbau des Örtchens, Ausbau der Agentur, Vertragsverhandlungen mit Maskottchen und Rückzahlen an die “Familie” in Tokio jonglieren. Ach, und: Wenn bei einem Maskottchen-Einsatz etwas schiefläuft, wird das Spiel plötzlich zu einem Kampfspiel, in dem ihr mit passenden Karten den Gegner (zum Beispiel eine normal große Tür, in der das Maskottchen steckenbleibt) ausschalten müsst.
Screenshot: Lisa Ludwig/Kaizen Game Works
Vor allem aber fahrt ihr mit einem heruntergekommenen Lieferwagen durch eine seltsame Welt mit seltsamen Charakteren und habt wirklich absolut keine Ahnung, was euch das Spiel als nächstes vor die Füße wirft. Promise Mascot Agency ist absolut wundervoll, auch wenn es für mich noch nicht ganz an den Vorgänger des Entwicklerstudios Kaizen Game Works – Paradise Killer – rankommt. Andererseits: Ich habe bisher auch “erst” sechs Stunden investiert.
Was ich lese
Wie immer zu wenig. Gerade erst habe ich allerdings mal wieder ein Buch angefangen und finde es bisher ziemlich cute. Passenderweise heißt es: Frau Komachi empfiehlt ein Buch. Autorin Michiko Aoyama erzählt die Geschichte von fünf verschiedenen Menschen, die alle in Frau Komachis Bibliothek landen, zu wissen glauben, was sie brauchen, und dann doch etwas ganz anderes für ihr Leben finden.
Was ihr auch lesen könnt, ist mein neuester Artikel für den SPIEGEL – zumindest dann, wenn ihr SPIEGEL+ habt. Ich habe YouTube-Legende Tana Mongeau in Berlin getroffen und finde: Anhand ihrer Karriere kann man recht gut nachvollziehen, was sich in den letzten zehn Jahren auf YouTube im Besonderen und Social-Media-Marketplace-of-Ideas-and-Selbstdarstellung im Allgemeinen verändert hat.
Was ich höre
Was ich sehe
SEHR VIEL! Und es kommt auch noch einiges, deswegen machen wir das jetzt Folgendermaßen: Ich splitte diese Kategorie auf in Dinge, die ich schon gesehen habe und Dinge, auf die ich mich im Mai noch freue. Cool? Cool.
Was ich gesehen habe
Thunderbolts*: Bester Marvel-Film seit langem. Florence Pugh für immer. Und auch visuell endlich mal wieder wirklich interessant. Guckt den, wirklich. Funktioniert übrigens auch für Leute, die nicht im MCU drin sind. Schwöre.
The Last of Us Staffel 2: Natürlich habe ich mich doch dazu entschieden, in die zweite Staffel reinzugucken, wenngleich ich im April noch skeptisch war. Die Serie wird mich emotional niemals so abholen können, wie das Spiel es getan hat, aber ich finde die Umsetzung nach wie vor gut. Interessanterweise fällt es mir nach Folge 2 leichter, die Serie als losgelöst von meinem Spielergebnis wahrzunehmen. Und jeder, der Hauptdarsteller:in Bella Ramsay beleidigt, soll sich ficken.
Den Minecraft-Film – der WIRKLICH nicht schlecht war!
The Ugly Stepsister: Aschenputtel aus einer anderen, sehr blutigen Perspektive. Fühlt sich länger an, als es ist, Kostüme und Inszenierung aber super. Und wirklich sehr grafisch, was Gewaltdarstellung angeht. Muss man wollen.
Death of a Unicorn: Sehr witzig, sehr quatschig, sehr kurzweilig, wenngleich auch die zweite Hälfte deutlich knackiger sein könnte. Hat mich insgesamt ziemlich abgeholt, nicht zuletzt auch, weil ich im Rahmen meines Studiums mal eine Hausarbeit über die ikonografische Bedeutung des Einhorns geschrieben hatte. Einziger Minuspunkt: Die Einhörner sind wirklich nicht gut animiert.
You Staffel 5: Gefühlt nicht ganz so dumm wie die zweite Hälfte von Staffel 4, für mich persönlich geht aber das Metathema (Ihr Zuschauenden romantisiert den Killer! Ihr seid an allem Schuld!) nicht so wahnsinnig gut auf.
Nur noch ein kleiner Gefallen: Mochte den ersten Film und hatte mich sehr auf Teil Zwei gefreut. Die Art von Camp und überzogen melodramatischer Weirdness hat mich dieses Mal aber leider überhaupt nicht abgeholt. Trotzdem: In diesem Newsletter sind wir weiterhin NICHT Team Baldoni.
Was ich definitiv sehen werde
Video Nasty (ab 23.05. in der ARD Mediathek): Drei Teenager aus Dublin sammeln verbotene Horror-Videos und suchen nach dem einen, das ihnen noch in ihrer Sammlung fehlt. Trailer fühlte sich für mich als Person, die in einem Internet aufgewachsen ist, in dem man ungefragt rotten[dot]com Links beim MSN Messenger zugeschickt bekommen hat, anschlussfähig an.
Außerdem, alles noch im Mai im Kino: Final Destination – Bloodlines, Clown in a Cornfield, Kein Tier. So Wild., Oslo-Stories: Träume, Black Bag und Mission Impossible Teil … Tausend.
Und, vielleicht am wichtigsten, aber auch erst Ende Mai/Anfang Juni: Im Cinema Paris in Berlin läuft noch mal La Haine. Und genau damit entlasse ich euch nun auch.
Community-Aufgabe (das hier ist ein wiederkehrendes Newsletter-Element)
Was lest/hört/seht/spielt ihr gerade so und worauf freut ihr euch im Mai noch? Schreibt es mir in die Kommentare!
🫀 Lisa
Ich versuche neben Neugeborenen Zwillingen noch für meine Stimmung trotz Schlafmangel zu sorgen und daher gibt es Eskapismus und das in kurzen Abschnitten, wann immer etwas Zeit ist : A Short Hike auf der Switch 🎮und lese „madensky Square“ von Eva Ibbotson - kann beides seeeehr empfehlen für ebendiesen Zweck
Ich lese derzeit die Räuber von Schiller, um auf meinem Bücher-Poster ein weiteres Feld freirubbeln zu dürfen. Meine Schulzeit ist ein wenig her, aber in diesen Schreibstil Goethe/Schiller kommt man überraschend schnell wieder rein- zudem ist es auch tatsächlich nicht schlecht. Parallel lese ich ein empfohlenes Kinderbuch, das ich noch nicht kannte: Warrior Cats. Ich mag Katzen- aber das Buch ist wirklich nichts für Erwachsene, viel zu merkwürdig.
Spiele: Leider vor allem auf dem Handy dämliche Free to Play-Spiele, welche mich dennoch phasenweise fesseln. Und weiterhin Pokémon Go.
Sehen: Nach Agatha schauen mein Mann und ich derzeit Andor.
Hören: Neben jeder Menge Podcasts habe ich Vita ohne Li für mich entdeckt: Barbara was da los hat mich mega geflasht. Ansonsten einfach meine Lieblingslied-Playlist auf Spotify, gemixt mit Oldies und aktuellen Songs.